Ein Stück Familiengeschichte von Doris Baasch

Die ursprüngliche Form unseres Namens ist nicht Baasch sondern Bascke gewesen. Die Entstehung des Namens deutet auf (Sebastian), abgekürzt Bas. Aus Bas ist dann durch Anhängung der Verkleinerungssilbe -scke der Sippenname „Bascke“ entstanden. Durch Lautverschiebungen ist dann im 17. Jahrhundert Barsche, Basche, Basch, Baasch daraus geworden.

Die Sippe Baasch ist nachweisbar seit mindestens 1504 im Dänischen Wohld ansässig. So nennt das Restantenregister der Gettorfer Kirche den Stamm Karlef Bascke zu Östtorpe und Hans Bascke zu Wyttenbeeke und Blyqstede. Eine dieser Aufzeichnungen heißt:

Otto Baseke vj.ß vor j.grom
leydesche kagfell dedit iii.j.ß.
(Otto Bascke 6 Schilling für eine grüne leydensche Haube schuldet 4 Schilling.)

Die kirchenbuchamtliche Forschung unserer Familie führt hin zu Cornelius Baasch, geboren 1682 in Blickstedt, und zu dessen Vater, der wahrscheinlich Asmus geheißen hat. Eine Verbindung zu Hans Baseke, der 1504 in Blickstedt lebte, ist bis jetzt noch nicht nachzuweisen gewesen, jedoch als sehr wahrscheinlich anzunehmen.

Cornelius Baasch unterhielt um 1708 eine Viehherberge in Neudorf bei Gettorf. Das große, strohgedeckte, niedersächsische Haus ist heute noch erhalten. Hier übernachtete das Vieh, das auf den breiten Landwegen von Norden in die größeren deutschen Städte getrieben wurde. Cornelius wohnte hier mit seiner Frau Gertraut, aus Celle gebürtig, und seinen sechs Kindern, bis er dann 1730 die Klostermühle zu Preetz pachtete und nach dorthin übersiedelte. 1750 ging die Pächterstelle an seinen ältesten Sohn Conrad Friedrich über. Im Preetzer Totenregister steht unter dem 4. Mai 1754: „Der alte Müller Baasch“.

Balthasar Baasch, der zweite Sohn des alten Müllers, der am 12. März 1725 in Neudorf geboren wurde, ließ sich, wie wir es aus der folgenden Eintragung im Stadtbuch von 1763 erfuhren, in Eckernförde nieder.

-      1750, den 23. Nov., Bürgereid.
-      Baltzar Baasch gedenkt hie selbst mit Herbergieren und Wirtschaft sein Brot zu erwerben. -

In einer alten Hauspostille hat er selbst über seine Heirat Folgendes verzeichnet:
-      Anno 1750, den 14ten  October habe ich Balthasar Baasch aus Neuendorf gebürtig, mich mit der Viel Ehr- und Tugendsamen Jungfer Gertraut Elisabeth Schütten des Weyland zu Gettorf wohlgeachteten Holtz- Händlern und Gastwirthen Michael Schütten ehrleibliche Tochter in den Stand der heilg. Ehe begeben, da ich den 13ten Juli 1725 geboren und also 25 Jahre 2 Monathe und 19 Tage, meine geliebte Ehr-Gattin aber 22 Jahre und 20 Wochen Alt gewesen.
Gott, als der Stifter des Ehe Standes verleihe uns aus Gnade, das so wie solcher in wahrer Liebe (und Treue) Einigkeit und Vergnügen angefangen wir auch selbige Mitteln.... und endigen mögen, um unseres Erlösers willen.   
Amen
-          Aus. -

Balthasar kaufte 1774 den Hof Grasholz. 7 Jahre bewirtschaftete er diesen und starb dann am 26. V. 1781 im 56. Lebensjahr.
Balthasars ältester Sohn Johann Ludwig übernahm den Hof, musste ihn aber 1792 aufgeben. Danach zog er mit seiner Familie, Frau Anna Elsabea geb. Voigt und (seinen) 8 Kindern, in das Haus seiner Schwiegereltern nach Borby. Er und auch seine Frau sollen keine sonderlich begabten Menschen gewesen sein; er wird bäuerlich geizig und sie gutmütig geschildert. Sie lebten in Borby in ziemlich ärmlichen Verhältnissen, bis eine spätere Erbschaft ihnen einen gesicherten Lebensabend verschaffte. Johann Ludwig starb am 26.1.1834. - Bis zu diesem  Ahnen ist Landwirtschaft der Erwerbszweig der Sippe gewesen; durch die künstlerische Begabung seines Sohnes Hans Friedrich Baasch tritt mit diesem eine Wandlung des Berufes ein, die sich bis auf den heutigen Tag durchsetzte.

Unter den Aufzeichnungen des Landwirts Johann Ludwig Baasch zu Grasholz ist eingetragen: - Anno 1784, den 22. Nov. Um 7 Uhr des Morgens ist mein Lieber Sohn Hans Friedrich Baasch auf dieser Welt geboren.

Der Knabe Hans Friedrich wurde aus Notgründen bei dem Großvater, Schiffszimmermeister Voigt in Borby, erzogen. Er soll von seiner Großmutter viel zu häuslichen Arbeiten angehalten worden sein, was dem damals schon eigenwilligen Jungen nicht passte; er rückte aus und blieb tagelang verschwunden, bis er dann schließlich auf einer Koppel aufgefunden wurde. Dann wurde er bei Spethmann in der Stadt als Laufjunge untergebracht. Dieser entdeckte durch Zufall sein Zeichentalent; es soll eine Skizze spielender Kinder gewesen sein. Spethmann setzte dann, gegen den Willen des Großvaters, durch, dass Hans Friedrich zu dem Kunstmaler Andreas Hinrich Fiebig in die Lehre kam.

Von der Lehrzeit zeigt die Volkszählung aus dem Jahre 1803:
-      Hans Friedrich Baasch Lehrbursch 19 Jahre alt lernt die Profession.-

Ab 1807 besuchte er die Kopenhagener Kunstakademie. Das dänische Künstlerlexikon berichtet, dass er 1810-12 als akademischer Schüler und später 1823 als Malermeister in Eckerförde Porträts und Ansichten ausstellte und besonders 1823 als Porträtmaler bekannt war. 1812 wurde ihm auf der Kopenhagener Kunstakademie die goldene Medaille in Aussicht gestellt. Durch Intrigen, anscheinend politischer Art, wurde ein Reichsdäne bevorzugt und er selbst mit der „minderen“, der großen silbernen Medaille, abgefunden, was für ihn gleichzeitig den Verlust der staatlichen Ausbildung in Rom bedeutete. Hierüber erbittert, brach er jäh sein Studium ab, kehrte in die Vaterstadt zurück und heiratete im gleichen Jahre 1813 die Tochter seines Lehrmeisters, Margarethe Fiebig. Hans Friedrich Baasch scheint besonders in der Zeit von 1824 bis 1839 seine Porträtkunst zu hohem Ansehen gebracht zu haben; zahlreiche Aufträge, besonders der Gutsherren, gingen ihm zu. Bei ihm lernte sein Schwager Carl Rudolf Fiebig, der wie sein Lehrer auch in Kopenhagen studierte. Hans Friedrich Baasch starb am 14. Mai 1853 in Borby, seine Frau, zwei Töchter und den Sohn Johann Friedrich hinterlassend.

Sein Lehrmeister und Schwiegervater Andreas Hinrich Fiebig entstammte einer aus Merseburg eingewanderten Sattlerfamilie. Er ward im Jahre 1757 geboren, leistete am 24.5.1785 in Eckernförde den Bürgereid und heiratete am 1. Juli desselben Jahres die Witwe des Kunstmalers Friede Dorothea Rebecca Gabriela. Fiebig bewohnte im Ochsenkopf ein noch erhaltenes, niedriges Gebäude. Nach einem Inventarverzeichnis seiner Wohnung sollen 74 Ölgemälde und 48 Aquarelle die Zimmer geschmückt haben. Dieses zeigt uns, dass der Künstler vieles geschaffen hat, von dem bis jetzt aber nur das Gemälde seiner Gattin als von ihm geschaffen erkannt worden ist. Andreas Hinrich Fiebig starb am 10. Januar 1821. Seine Frau fiel einem Unglück zum Opfer, sie verbrannte beim Kochen von Gemäldefirnis, bei welcher damals streng geheim gehaltenen Arbeit sie sich eingeschlossen hatte. Der Sohn Carl Rudolf, Schüler von H. F. Baasch, studierte in Kopenhagen, wohin er noch vor 1840 ganz übersiedelte.

Johann Friedrich Baasch, geboren 1819, studierte wie sein Vater in Kopenhagen. Doch er wandte sich nicht wie dieser der Porträtkunst zu; er entwickelte mehr Talent für landschaftliche Zeichnung. So schuf er zahlreiche heute historisch wertvolle Bilder von Eckernförde und Borby. Nach dem Kriege, den er als Idstedtkämpfer miterlebte, heiratete er Agnes Meyer, die Tochter des Bäckers Johann Hinrich Meyer in Eckernförde. In seinem Hause wuchsen 8 Kinder auf, von denen 4 schon sehr früh starben. Etwa 1852 führte Johann Friedrich in Eckernförde die Fotografie oder damals die Daguerreotypie ein. Er betrieb nebenbei eine Kunst- und Musikalienhandlung und war auch noch Zeichenlehrer am hiesigen Seminar. 1872 starb der schon lange kränkelnde Mann im 53. Lebensjahr. Aus seinem Leben berichtete mir mein Großvater:

-       Mein Vater war Mann von vielseitiger Begabung und tüchtigem Können, besonders auf dem Gebiete des Zeichens, welches er bewundernswert beherrschte und hierin auch meisterhafte Leistungen geschaffen hat.
Mein Vater, den ich leider allzu früh, in meinem 17. Lebensjahre, durch den Tod verlieren musste, wirkte auf mich wie ein Magnet. Sein gütiges, frommes, auf das Ideal gerichtete Wesen, zog mich stets zu ihm. Kam ich mittags nach Hause, war mein erster Gang in die Werkstatt meines Vaters, um dessen mich höchst interessierendem Wirken zuzuschauen. Wenn er am Spätnachmittag seinen gewohnten Spaziergang unternahm, schloss ich mich ihm an; dabei kam es nicht selten vor, dass er bei Bäcker Blohm in Borby einen Butterkringel kaufte, den wir gemeinsam verzehrten.
In den fünfziger Jahren wandte mein Vater sich der Daguerreotypie zu. Um diesen neuen Beruf ausführen zu können, war die Grundbedingung ein mit Glas gedeckter Raum. In dem alten, baufälligen Stammhaus war ein solcher nicht vorhanden. So entschloss er sich, einen Um- und Aufbau des Hauses vorzunehmen. Nach Vollendung des Bauplanes betätigte er sich in seinem neuen Beruf bald mit gutem Erfolge. -

Mein Großvater, geboren am 20. Aug. 1855, erlernte bei der Firma Schmidt und Wegener den Beruf seines Vaters, die Fotografie. Er war dann als Gehilfe einige Jahre in der Fremde, in Posen, Lausanne und Neuchâtel. 1878 kehrte er in die Heimat zurück und trat in das Geschäft seines verstorbenen Vaters, das in den sechs vorhergehenden Jahren von Mutter und Schwester geführt worden war, ein. 1884 heiratete er Katharine Hinrichsen, Tochter des Kalkbrennereibesitzers Hinrichsen in Eckerförde. Mit diesem Tage übernahm Friedrich Baasch das noch immer unter dem Namen seiner Mutter gehende Geschäft endgültig und führte es bis 1919 mit sehr gutem Erfolge. 1904 wurde er als Stadtrat gewählt und führte dieses Ehrenamt durch die schweren Kriegsjahre hindurch bis 1919.

Der Ehe meines Großvaters entstammen vier Söhne. Mein Vater Walter Baasch, der zweite Sohn, geboren 1888, heiratete 1919 Welly Morgenstern, die Tochter des Land- und Gastwirts Hermann Morgenstern aus Zug bei Freiberg in Sachsen. Er übernahm nach Schluss des Krieges, den er ab 1915 miterlebte, die fotografische Werkstatt, die heute 85 Jahre besteht. Der Porträtfotografie wurde ein Landschaftsbildverlag angegliedert, der in heimatkundlichem Sinne zu werten ist. Nebenberuflich hat mein Vater sich als Landschaftsmaler sich betätigt. Ich, Doris Baasch, bin als einziges Kind des Fotografen Walter Baasch am 24. Mai 1922 geboren.